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„Das Leben ist eine große Improvisation – Free Jazz“ – Clara Mosch

Der charmante Kinosaal des halleschen Programmkinos Zazie war gut gefüllt – gespannte Erwartung vor Film und anschließendem Gespräch. Die hallesche Kunstwissenschaftlerin Christina Brinkmann eröffnete den Abend mit einer Einordnung der Vorstellung in unser Projekt „Sichtbar machen“.

Clara Mosch ist keine Frau. Der Film über die Künstlergruppe Clara Mosch und die genossenschaftlich geführte Galerie Oben – über nonkonforme Kunst im Osten Deutschlands, in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) – ist selbst ein Kunstwerk. Mit Schattenfiguren aus Kunstwerken der Gruppe, Interviews und Rückblenden, Erzählungen – möglich auch aufgrund der minutiösen Dokumentation der Stasi – zeichnet der Film ein eindrucksvolles Bild der Gruppe, deren Name sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Mitglieder zusammensetzt: CLA für Carlfriedrich Claus, RA für Thomas und Dagmar Ranft, MO für Michael Morgner und SCH für Gregor-Torsten Schade (später verh. Kozik). Zwischen 1977 und 1982 schufen sie parallel und alternativ zur staatlichen Kunstdoktrin ihre Kunstwerke und -projekte.

Die Kunstwissenschaftlerin Christina Brinkmann im Gespräch mit der Modedesignerin, Kostüm- und Bühnenbildnerin Sabine von Oettingen, Foto: Antje Löhr-Dittrich

Christina Brinkmann befragte im Anschluss die Kostüm- und Bühnenbildnerin und Modedesignerin Sabine von Oettingen über ihren Lebensweg. Als sie selbst die Arbeit mit dem legendären Ostberliner Avantgarde-Modetheater CCD – „Chic, Charmant und Dauerhaft“ begann, hatte sich die Künstlergruppe Clara Mosch gerade aufgelöst. Wie Clara Mosch schufen sich die Akteure des CCD eine Parallelwelt zum restriktiven Alltag der DDR, individuell und provokant. Im Gegensatz zum Schwarz-Weiß der Clara Mosch, wollte Sabine von Oettingen es bunt, lebenslustig, voller Theater und fröhlichem Tanz. Als Autodidaktin (sie hatte Modedesign nicht studiert) erhielt sie dennoch vom Magistrat der Stadt Berlin einen „Berufsausweis“. 1987 verließ sie die DDR und ging nach Amerika mit einem Zweitsitz in West-Berlin. Ihren DDR-Pass konnte sie behalten, was ihr die Möglichkeit gab, zwischen den beiden Berliner Stadtteilen zu pendeln. Halle war ihr zu einer weiteren Heimat geworden, sie stattete hier 1986 ihre erste Oper am Theater aus und arbeitete u.a. mit Helmut Brade zusammen.

Am 9.1. 2026 wird im Literaturhaus Halle eine Retrospektive ihrer Arbeiten fürs Theater und zur Halle-Zeit eröffnet. Sabine von Oettingen selbst wird während der Öffnungszeiten anwesend sein und zu ihren Bühnenbildern und Entwürfen Rede und Antwort stehen.